Am 9.März fand die Auftaktveranstaltung zum neuen, städtebaulichen Entwicklungskonzept „Raumwerk D“ statt. Das Dezernat für Planen, Bauen, Mobilität und Grundstückswesen und das Stadtplanungsamt der Stadt Düsseldorf hatten dazu alle interessierten Bürgerinnen und Bürger in das postPOST – Grand Central, Nahe dem Düsseldorfer Hauptbahnhof eingeladen. Man hatte die Möglichkeit, sich an verschiedenen Interaktionsstationen und Beteiligungsformaten aktiv einzubringen.
Bezahlbarer Wohnraum ist in vielen deutschen Großstädten knapp und das Phänomen der Gentrifizierung lässt sich auch in Düsseldorf in immer mehr Stadtteilen beobachten. Damit Düsseldorf auch zukünftig noch für alle Bevölkerungsschichten lebenswert ist bedarf es einer neuen Art der Stadtplanung und –entwicklung als bisher. Mit dem Raumwerk D wird in den kommenden Jahren ein städtebauliches Entwicklungskonzept für die gesamte Stadt Düsseldorf erarbeitet. Dabei soll der Input der Düsseldorferinnen und Düsseldorfer im Zentrum stehen. Die Idee ist es, auf die Expertise von Bürgerinnen und Bürgern in Bezug auf den Stadtteil in dem sie Leben zurückzugreifen, um die möglichen Entwicklungspotentiale besser erkennen und nutzen zu können. Die eigentliche Formulierung der Aufgabenstellung für das Raumwerk D erfolgt also erst nachdem die Bürgerinnen und Bürger ihre Eindrücke und Meinungen zur Stadt und ihrer künftigen Entwicklung mitteilen konnten. Der frühzeitige Einbezug der Stadtgesellschaft und ihre Beteiligung während des gesamten Prozesses sind die zentralen Versprechen des Konzeptes an die Bürgerinnen und Bürger. Die gesammelten Beiträge und Ideen sollen in Handlungsbedarfe und Projektvorschläge übersetzt und die Inhalte der Beteiligung als Grundlage für die Ausschreibungen zum Raumwerk D verwendet werden.
An verschiedenen Ständen hatten die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung die Möglichkeit ihre Ideen in Bezug auf die Stadtentwicklung einzubringen. Sie konnten Orte im Stadtgebiet identifizieren, die sich für Wohnflächen oder Arbeitsorte eignen, die geändert oder keinesfalls verändert werden sollen oder wo Potential für weitere Grünflächen im Stadtgebiet ist, um die Lebensqualität in Düsseldorf weiter zu steigern. Darüber hinaus wurde an einem Stand auch das integrierte Mobilitätskonzept Düsseldorf 2030+ vorgestellt. Hier hatten die Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit verkehrliche Maßnahmen vorzuschlagen, die für die Umsetzung ihrer städtebaulichen Maßnahmen im Rahmen des Raumwerk D erforderlich sind.
Gleichzeitig mit der Auftaktveranstaltung wurde auch die Onlineplattform für die digitale Beteiligung gestartet. Unter https://raumwerkduesseldorf.de/ können Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen und Ansätze für Düsseldorf einbringen. Aktuell werden dort zwei Fragen an die Bürgerinnen und Bürger gestellt. Zukünftig soll dort monatlich je eine neue „Frage des Monats“ formuliert werden, sodass man sich kontinuierlich einbringen kann. Die Ergebnisse der digitalen Bürgerbeteiligung sollen in die für Sommer 2018 terminierte Formulierung der konkreten Aufgabenstellung des Raumwerk D einfließen.
Bisher hängt die Art und Weise der Bürgerbeteiligung für Planungen im öffentlichen Stadtraum vom jeweiligen Projekt ab und wird jeweils individuell entwickelt. Dieses weitreichende Konzept der Bürgerbeteiligung für die gesamtstädtische Entwicklung ist für die Stadt Düsseldorf neu und es bleibt abzuwarten, wie die Resonanz der Bürgerinnen und Bürger ausfallen wird. Die hohe Zahl Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Auftaktveranstaltung lässt jedenfalls auf ein großes Interesse schließen. Allerdings ist es wichtig, dass die Menschen sehen, dass ihre Vorschläge nicht ins Leere laufen, sondern auch umgesetzt werden. Für Frühjahr 2019 ist eine weitere öffentliche Veranstaltung geplant, bei der die Ergebnisse des bisherigen Beteiligungsprozesses vorgestellt und diskutiert werden sollen.
In vielen Ländern, Städten und Kommunen in Deutschland werden Konzepte der Bürgerbeteiligung ausgearbeitet und umgesetzt. Das Land Berlin entwickelt derzeit unter Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft Leitlinien für die räumliche Stadtentwicklung. Diese werden in Werkstätten von den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt oder können auch digital durch das Einreichen von Vorschlägen weiterentwickelt werden. Dies ist definitiv ein Vorteil im Vergleich zum Düsseldorfer Konzept. Die digitale Beteiligungsform des Raumwerk D ermöglicht zwar die Meinungsäußerung unabhängig von Raum und Zeit, zu überaus geringen Kosten, allerdings werden bestimmte Bevölkerungsgruppen somit auch von der Beteiligung ausgeschlossen. Die Webseite ist nicht barrierefrei für Menschen mit einer Sehbehinderung, außerdem steht die Seite ausschließlich in deutscher Sprache zur Verfügung. Menschen ohne Internetzugang bleiben in diesem Konzept selbstverständlich auch außen vor. Die Möglichkeit Ideen und Vorschläge analog einzureichen, gibt es im Verlauf des Projektes zunächst nicht mehr. Die zweiseitige Vorgehensweise über digitale als auch analoge Beteiligungsformen erreicht mehr Menschen, die von den Entscheidungen letztlich betroffen sind.
Obwohl das Konzept nicht perfekt ist, ist es immerhin ein guter Anfang der Stadt Düsseldorf, die Bürgerbeteiligung bei der Stadtentwicklung zu stärken. Ob und wie die eingereichten Ideen der Bürgerinnen und Bürger letztlich umgesetzt werden, muss beobachtet und kritisch begleitet werden.